Benjamin Rigo 24.09.2020
“Ihnen ist aber schon klar, dass hier im Raum 60% Ausländer sind?” Sagt ein Jugendlicher sichtlich genervt über eine Aussage des SVPlers Florian Spiegel, der auf die Gefahr aufmerksam macht, die seiner Argumentation nach von Immigranten ausgeht. Lauter Applaus schallt durch den offenen Unterrichtsraum der Berufsschule für Gesundheit in Münchenstein, wo sich 70 SchülerInnen eingefunden hatten.
Eigentlich hatte ich als Moderator mit einem ganz normalen Podium gerechnet, und üblicherweise halten sich Fragen oder gar Voten aus dem Publikum in Grenzen. Was ich am Dienstag, 22.09.2020 in Münchenstein erlebt habe, änderte meine Einstellung grundsätzlich.
Das Podium war im klassischen 2v2 Setting. Fina Girad (Junge Grüne) und Anna Holm (JUSO) diskutierten gegen Lucio Sansano (Jungfreisinnige) und Florian Spiegel (SVP). Die Themen waren zunächst die Begrenzungsinitiaitve, später der Vaterschaftsurlaub. Es begann mit einem Schlagabtausch zischen der JUSO und der SVP. Nach einigem hin und her und nachdem auch die anderen Gäste zu Wort kamen, gab ich die Diskussion für Fragen aus dem Publikum frei.
Florian Spiegel kämpfte alleine. Schon die erste Wortmeldung griff den SVPler direkt an, doch die Jugendlichen kamen gerade erst auf den Geschmack. Nach einigen Minuten fragte ein junger Mann mit roter Baseballcap, ob die SVPler sich selbst als Rassisten sehen, dies schien den Elefanten im Raum anzusprechen. Es war offensichtlich das die SVP unter den Jugendlichen Zuschauern wenig Sympathie hatte. Die Antwort, dass man Rassisten zwar nicht befürworte, sie aber lieber innerhalb als ausserhalb der Partei habe, um den Dialog zu suchen, machte das nicht unbedingt besser.
Spiegel führte aus, dass gerade sie als Jugendliche sich doch Sorgen machen müssten einen Job zu finden, wenn die Zuwanderung so weitergehe. Daraufhin antwortete ein Junger Mann aus der hintersten Reihe in Akzentreichem Schweizerdeutsch: “Sie müssen mal aufpassen, was Sie sagen, hier im Raum sind sicher 60% Ausländer”. Das setzte den Ton für den Abend.
Es entwickelte sich eine Diskussion zwischen den Publikum und Florian Spiegel. Nach und nach schalteten sich auf die anderen Teilnehmer ein.
Als am Ende der Veranstaltung immer noch viele Fragen und Voten offen waren, bot ich den Interessierten an, die Diskussion in kleinerer Runde vor dem Podium weiterzuführen. Tatsächlich blieben 10 Jugendliche und diskutierten angeregt mit den PolitikerInnen bis die Schulleitung uns darauf hinwies, dass das Gebäude bald geschlossen wird und wir deshalb langsam zum Ende kommen sollten .